Als kleiner "Olivenbauer" und Mitglied einer landw. Cooperative mit Ölmühle möchte ich ein paar Anmerkungen zum Thema machen:
Wir haben unsere Oliven (ca. 150-200 Jahre alten Bäume) von Ende Okt bis Mitte Nov. geerntet, also zum optimalsten Zeitpunkt, wenn die Oliven von grün auf schwarz übergehen, also noch nicht richtig reif sind. Dann ist der Ölgehalt in den Oliven zwar noch nicht so hoch, aber sie sind am reichsten an Inhaltsstoffen.
Die Ernte war eine Rekordernte. Auch die Qualität war ausgesprochen gut, da es dieses Jahr wenig Befall von Olivenfliegen gab. Wir, wie auch so weit ich weiß, alle anderen in der Cooperative spritzen die Oliven nicht (nicht wg. der Ökologie, sondern wg. der Kosten).
Es findet also eine traditionelle Ernte statt von Bäumen. Die Oliven werden entweder von den Zweigen abgezogen oder geschüttelt. Im Mittel muß man von ca. 2 Arbeitsstunden je Liter Öl ausgehen.
Die großen Produzenten und Markenhersteller produzieren anders. Die haben die Olivenhaine längst gerodet und pflanzten Sträucher mit ca. 80cm Abstand in Reihe, am Tropf hängend, an, die sie mit einem Vollernter beernten. Nur so läßt sich ein gewinnbringender Preis erzielen.
https://www.youtube.com/watch?v=v0glTpuK8SY
Aus Kreta (von vielen Winterurlauben) habe ich eine andere Erntemethode gesehen. Dort hat man die Olivenhaine vollflächig mit Netzen ausgelegt und sammelt die gefallenen Oliven ein(die letzten lassen sich sehr leicht schütteln), also zu einem sehr spätem Erntezeitpunkt. Dadurch wird das Öl sehr mild, allerdings mit weniger Inhaltsstoffen, ist dafür aber für alle Verwendungszwecke gut zu nutzen.
Zur Preissituation:
Obwohl wir in Portugal eine quantitativ und qualitativ hervorragende Olivenernte hatten, hat sich hier der Preis für Olivenöl der letzten Ernte um ca. 50% erhöht.
Da Spanien eine schlechte Ernte hatte und Spanien mit großem Abstand Haupt-OlivenÖlproduzent der Welt ist, ist mit der letzten Ernte das Olivenölangebot auf dem Weltmarkt stark verknappt, was zu derartigen Preiserhöhungen führte.
Zusätzlich sollte man wissen, daß die meisten Olivenöl-Markenhersteller ihr Öl verschneiden mit versch. Jahrgängen. Wenn nicht, steht es auf dem Etikett als bes. Verkaufsargument.
Außerdem wird in aller Regel in den Ölmühlen nicht mehr gepreßt, sondern das Öl per geschredderter Oliven per Zentrifunge gewonnen. Insofern sind oftmals Bezeichnungen wie 1. Kaltpressung irreführend.
In unserer Cooperative wird tatsächlich noch gepresst. Die Zentrifugen-Firmen sagen dagegen, daß die Ölqualität bei den Zentrifugen besser wär. Naja, wem die Ölqualität der letzten Tausenden von Jahren reicht, der kommt auch mit einer 1. Pressung zurecht.
Übrigens: das Abfallprodukt der 1. Pressung, kalt, verkauft unsere Cooperative nach Italien. Dort wird dann weiteres Öl aus folgenden "Pressungen" gewonnen.
Noch eine Anmerk. zum ital. Olivenöl: Die Italiener verbrauchen im eigenen Land deutlich mehr Olivenöl als in Italien produziert wird, sind aber gleichzeitig ein bedeutender Exporteur von original ital. Olivenöl. Den Rest kann sich jeder denken ......
So weit erst mal zum Thema.
Gruß Dieter
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Es wird Zeit, daß die NATO, eine aggressive Partei, verlieren lernt.