Arbeit - Das Versagen des Rechts

Falkenauge @, Freitag, 05.05.2017, 10:55 vor 2712 Tagen 3991 Views

Prof. Hans-Jürgen Arlt macht in einem Interview mit Telepolis auf wesentliche Probleme im öffentlichen Umgang mit der Arbeit aufmerksam. Medien berichteten zwar facettenreich, wenn sie das Thema Arbeit aufgreifen, allerdings übernehmen Journalisten immer wieder stark die Perspektive der Wirtschaft, die sich vor allem an Proftimaximierung und Effizienz interessiert.

"Wenn die Arbeit dem Selbstlauf der Wirtschaft überlassen wird, sind Krisen und Katastrophen vorprogrammiert."

"Diskutiert wird in erster Linie, wie sich die übrige Gesellschaft, wie sich die Politik, die Bildung, die Arbeit, die Menschen verändern müssen, damit die deutsche Wirtschaft 4.0 erfolgreich voranschreiten kann. Nur ganz selten wird die Perspektive umgedreht, wird gefragt, wie die computergestützte Wirtschaft zu guter Arbeit, zu einer guten Gesellschaft, zu gutem Leben beitragen kann, wie etwa in dem Satz aus der taz: "Die digitale Revolution wartet noch auf ihre Humanisierung."

https://www.heise.de/tp/features/Eine-Berichterstattung-die-ausblendet-und-Nebelkerzen-...

So ist es. Die grundsätzliche Regelung der menschlichen Arbeit in der Wirtschaft darf nicht dieser überlassen werden. Sie muss vom Rechtsleben erfolgen, mit deren Gesetzen, die an der Würde des Menschen orientiert sind, die Wirtschaft als mit rechtlichen Bedingungen zu rechnen hat, die ihr ebenso von außen gesetzt sind wie auf der anderen Seite die Naturbedingungen der Rohstoff-Gewinnung.

Zwar setzt der Staat dem Wirtschaftsleben zum Schutz des Arbeitnehmers bereits durch das heutige Arbeitsrecht z. B. in der Arbeitszeit, der Kündigung und neuerdings auch mit dem Mindestlohn gewisse Grenzen, und die Gewerkschaften erkämpfen Lohnerhöhungen. Doch damit werden überwiegend nur eingetretene Schäden behoben oder abgemildert, nicht aber die strukturellen Ursachen beseitigt.

Die Ursachen liegen in der Überdehnung des Eigentumsrechts der Arbeitgeber am Unternehmen, aus dem die ausbeutbare Abhängigkeit der Arbeitnehmer entsteht.

Grundsätzliche Überlegungen

Na ja

Andudu, Freitag, 05.05.2017, 13:03 vor 2712 Tagen @ Falkenauge 2780 Views

aufgreifen, allerdings übernehmen Journalisten immer wieder stark die
Perspektive der Wirtschaft, die sich vor allem an Proftimaximierung und
Effizienz interessiert.

Da gibt es solche und solche.

Die einen klagen immer gleich an (ohne die AG-Seite zu kennen oder ernst zu nehmen), andere lobhudeln und wieder andere jammern.

Fast alle sehen aber die politische Dimension nicht mehr, die theoretisch mögliche Beeinflussbarkeit von Wirtschaft und Arbeit. Ich behaupte mal, dass das auch genauso gewollt war (Stichwort: Standort- und Steuerwettbewerb in der "Globalisierung", die im Wesentlichen aus Freihandelsabkommen besteht).

Die meisten Journalisten sind m.E. simpel gestrickt, sie durchschauen geschaffene Sachzwänge genausowenig, wie viele normale Bürger. Das geht sogar so weit, dass sie sich über zu niedrige Löhne beschweren, andererseits aber globalisierungskritische Parteien und Organisationen lächerlich machen und verleumden...

"Diskutiert wird in erster Linie, wie sich die übrige Gesellschaft, wie
sich die Politik, die Bildung, die Arbeit, die Menschen verändern müssen,
damit die deutsche Wirtschaft 4.0 erfolgreich voranschreiten kann. Nur ganz
selten wird die Perspektive umgedreht, wird gefragt, wie die
computergestützte Wirtschaft zu guter Arbeit, zu einer guten Gesellschaft,
zu gutem Leben beitragen kann, wie etwa in dem Satz aus der taz: "Die
digitale Revolution wartet noch auf ihre Humanisierung."

Das Gesülze von der "digitalen Revolution" verstehe ich nicht. Die fand in den 90igern und 00ern statt, nicht jetzt. Es ist längst fast alles digitalisiert, was sich einfach digitalisieren lässt. Was noch kommen könnte, wären mehr und bessere K.Is, darauf warte ich aber erstmal.

Ansonsten beschreibst du das oben erläuterte Verhalten. Wenn jemand Forderungen stellt, dann schallt ihm ein lautes "Globalisierung!" entgegen und derjenige verstummt umgehend.

So ist es. Die grundsätzliche Regelung der menschlichen Arbeit in der
Wirtschaft darf nicht dieser überlassen werden. Sie muss vom Rechtsleben
erfolgen,

Nein. Sie muss direktdemokratisch erfolgen.

Das "Rechtsleben" würde sonst auf einen viel zu hohen Sockel gehoben. Unsere Rechtsphilosophie ist ein in sich widersprüchliches Flickwerk. Wenn ich Phrasen von "Humanisierung" und "Würde des Menschen" höre, schrillen bei mir alle Alarmsirenen. Solche scheinplausiblen Begriffe werden nämlich gerade dazu genutzt, uns in noch mehr Sachzwänge zu treiben (Stichwort: Multikulti). Man kann sie zu leicht instrumentalisieren und wie schon gesagt: die meisten Journalisten sind einfach gestrickt und durchschauen das nicht.


Die Ursachen liegen in der Überdehnung des Eigentumsrechts der
Arbeitgeber am Unternehmen, aus dem die ausbeutbare Abhängigkeit der
Arbeitnehmer entsteht.

Das finde ich problematisch formuliert. Ohne jetzt den Fassadenkratzerartikel im Einzelnen zu analysieren, meine ich, dass er mehr auf bestimmte Beteiligungsformen (Kapitalgesellschaften etc.) zielt.

Ob das die richtige Stoßrichtung ist, lasse ich mal dahingestellt. Ich sehe nach wie vor das Hauptproblem eher in der generationenübergreifenden übermäßigen Kapitalkonzentration. Zumindest das politische Hauptproblem, denn Reichtum ist gleichbedeutend mit Macht. Und derartige Macht zielt etwas zu einseitig auf Sicherung und weitere Mehrung des Reichtums und eben nicht auf Gemeinwohl.

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