Soll Deutschland eine Nuklearmacht werden?

Blum @, D, Samstag, 11.02.2017, 16:33 vor 2854 Tagen 5720 Views

Was wird da gerade vorbereitet? Ist es eine EU-induzierte Anti-Trump-Aktion oder eine lange vorbereitete Kampagne im Rahmen der NATO-Aufrüstung?

Wolfgang Ischinger sagt, das sei nicht gut wegen der Verträge, die das nukleare Aufrüsten nicht zulassen (was nicht heißt, dass andere Staaten auf "unserem" Boden Nuklearwaffen in Betrieb halten).

Angela Merkel meint angeblich, sie wolle sich dem Druck (z. B. der Polen - oder des Spiegel) nicht beugen, nuklear aufzurüsten. (Aber mehr Geld für Waffen soll schon drin sein.)

Roderich Kiesewetter, CDU ist einer der deutschen Politiker, die den Briten (!) und den Franzosen deutsches Geld geben wollen, damit Europa eine Nuklearmacht auch für Deutschland wird.

Pressesprecher behaupten, es gebe keine Pläne unter Hinzuziehung der Bundesregierung hierzu (was sprachlich viel Tat- und Planspielraum lässt.)

Gemengelage: Sicherheitskonferenz steht an und Kindsaußenministerin vdL ist gerade in den USA.


Was läuft da gerade ab? Die Briten wollen das? Welcher Film ist angesagt? Haben wir wichtigere Themen? Von was gilt es abzulenken? Wer steckt alles dahinter?

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It's not what you don't know that gets you into trouble, it's what you know that just ain't so that gets you into trouble. (Satchel Paige)

Nuklearmacht Deutschland

Rotweintrinker @, Samstag, 11.02.2017, 21:17 vor 2854 Tagen @ Blum 4577 Views

Eher geht die Welt zu Grunde (Hinweis an die Rechtschreibkorrektur: lt. Duden ist 'zu Grunde' wie auch 'zugrunde' erlaubt, einfach mal nachschlagen..), als dass Deutschland souverän über Atomwaffen wird verfügen können.
Die Tatsache, dass ein hochentwickeltes Industrieland wie Deutschland im Falle eines Falles innerhalb von drei bis sechs Monaten eine Atombombe bauen kann, steht ja schon seit Längerem (Hinweis an die Rechtschreibkorrektur: lt. Duden
ist auch 'seit längerem' erlaubt) als Gespenst an der Wand.
Was hat Edmund Teller einmal im Frankfurter Volksbildungsheim - ich war selbst dabei - auf die Frage, ob man statt auf Japan auch auf Deutschland die Atombombe geworfen hätte, geantwortet?
"Nein, die Deutschen waren im Gegensatz zu den Japanern so weit in der entsprechenden Forschung, dass wir das nicht riskieren konnten. Stellen sie sich vor, die Bombe wäre ein Blindgänger gewesen!"
(Aus dem Gedächtnis zitiert.)

Was man so daherredet in VHS-Vorträgen

Oblomow, Samstag, 11.02.2017, 21:33 vor 2854 Tagen @ Rotweintrinker 4369 Views

bearbeitet von Oblomow, Samstag, 11.02.2017, 21:46

Was hat Edmund Teller einmal im Frankfurter Volksbildungsheim - ich war
selbst dabei - auf die Frage, ob man statt auf Japan auch auf Deutschland
die Atombombe geworfen hätte, geantwortet?
"Nein, die Deutschen waren im Gegensatz zu den Japanern so weit in der
entsprechenden Forschung, dass wir das nicht riskieren konnten. Stellen sie
sich vor, die Bombe wäre ein Blindgänger gewesen!"
(Aus dem Gedächtnis zitiert.)

Ich glaube, dass Edward (nicht Edmund) Teller irgendwas gesagt hat, aber nicht die Wahrheit. Wäre es ein Blindgänger, wäre es ja blind geblieben. Und welche Folgen hätte eine Bombe gehabt, die nicht losgeht. Ich vermute, er hatte keinerlei Einblick in die Motive, warum Japan dran war. Deutschland wurde vermutlich anders noch gebraucht.

"Stellen Sie sich vor, die Bombe wäre ein Blindgänger gewesen!"

Rotweintrinker @, Sonntag, 12.02.2017, 17:56 vor 2853 Tagen @ Oblomow 3563 Views

bearbeitet von unbekannt, Sonntag, 12.02.2017, 17:59

Wäre es ein Blindgänger, wäre es ja blind geblieben.
Und welche Folgen hätte eine Bombe gehabt, die nicht losgeht.

Sie wäre zerlegt und untersucht worden und man hätte erkannt, dass der Gegner eine verheerende Kernspaltung geplant, also für möglich gehalten hatte.
Und nun hätte man sich mit allen letzten Kräften ins Zeug gelegt, um das auch zu schaffen. Und zwar besser, weil die Ursache der Nichtzündung u.U. vor Augen lag, dem Gegner aber verborgen war. Das nötige spaltbare Material stand im Übrigen für die erste eigene Bombe unverbraucht zur Verfügung.

Werner Heisenberg in Farm Hall

Oblomow, Sonntag, 12.02.2017, 20:34 vor 2853 Tagen @ Rotweintrinker 3467 Views

Wäre es ein Blindgänger, wäre es ja blind geblieben.
Und welche Folgen hätte eine Bombe gehabt, die nicht losgeht.


Sie wäre zerlegt und untersucht worden und man hätte erkannt, dass der
Gegner eine verheerende Kernspaltung geplant, also für möglich gehalten
hatte.
Und nun hätte man sich mit allen letzten Kräften ins Zeug gelegt, um das
auch zu schaffen. Und zwar besser, weil die Ursache der Nichtzündung u.U.
vor Augen lag, dem Gegner aber verborgen war. Das nötige spaltbare
Material stand im Übrigen für die erste eigene Bombe unverbraucht zur
Verfügung.

Wenn ich es richtig verstanden habe, waren die Deutschen eben nicht soweit, ob absichtlich oder nicht, da gehen die Überlegungen und Aussagen auseinander. Das konnte beim Manhattan Projekt vermutlich niemand wissen, was dann doch ein Stück weit für Tellers Gedanken spricht. Werner Heisenberg soll in Farm Hall in einem Vortrag, der abgehört wurde, die entscheidenden Reflexionen für die Bombe aus dem Ärmel geschüttelt haben, während gleichzeitig das deutsche Programm, das er verantwortete, im Schwabenland auf dem wissenschaftlichen Holzweg war. Dass Deutschland nicht little boy und fat man (diese bezeichnende Namensgebung wäre ein eigenes Bottsches Thema) erleiden musste, war wohl erstens eine historische Frage, denn der Krieg war eben über die Bühne, ich vermute aber eben auch eine politische Entscheidung, denn die Deutschen brauchte man eben für den kalten Krieg. Mir ist nur rätselhaft, wie man sich vorstellt, dass man da einen Blindgänger in den Kriegswirren findet, sofort erkennt, dass man es mit etwas Besonderem zu tun hat, dieses Besondere dann zur richtigen militärischen Stelle kommt, dann Heureka, wir haben die Lösung usw. Andererseits ist es eben auch vorstellbar und bedenkenswert für die Abwerfer der Bombe. E. Teller war wohl stets ein Befürworter des Einsatzes und also informiert, ergo sind die in Frankfurt vorgebrachten Argumente wohl auch Teil der elenden Geschichte. Vielen Dank also für Ihre Gedanken und den Zeugenbericht zu E. Teller. Wieder was gelernt.

Heisenberg und Teller

Rotweintrinker @, Montag, 13.02.2017, 12:35 vor 2852 Tagen @ Oblomow 3189 Views

Lieber Oblomow!

Die in England im Lager gehaltenen deutschen Wissenschaftler wussten, dass sie abgehört werden. Sie pflegten sich daher aus dem Fenster zu lehnen, wenn sie sich miteinander über nicht Belangloses unterhielten. Die Briten hatten aber gerade unter die Fensterbänke ihre Mikrophone (Hinweis an die Rechtschreibkorrektur: 'ph' statt inzwischen 'f' ist noch erlaubt!) installiert. Schlau, nicht? Und die dummen Deutschen sind natürlich darauf reingefallen. In Wirklichkeit: Genau das hatten sie vermutet und auch entdeckt und sprachen nur das, was sie für opportun hielten.

Teller sprach in Frankfurt nicht im Rahmen eines VHS-Kurses, was ja wohl auch lächerlich gewesen wäre, sondern auf besondere Einladung. Die 'Frankfurter Rundschau' wunderte sich, konnte aber nicht genau klären, wie es zu dieser Einladung gekommen war.
Teller antwortete auf die hypothetische Frage, was gewesen wäre, wenn der Krieg gegen Deutschland länger gedauert hätte, also Deutschland noch ein ernst zu nehmender Gegner über das Jahr 1945 hinaus gewesen wäre. Also ein
Atombomben-Blindgänger durchaus relevant gewesen wäre.
Noch eine kleine Merkwürdigkeit am Rande: Während seines Vortrages stützte sich Teller auf einen mit einer Eisenspitze bewehrten Holzstock. Auch darüber wunderte sich die FR ---- und die übrigen Zuhörer allemal.

MfG
rws

Heisenberg, Bohr, Fermi, Edward Teller u.a. Atombomber - wie es wirklich war, weiß keiner

Literaturhinweis @, Montag, 13.02.2017, 13:41 vor 2852 Tagen @ Rotweintrinker 3444 Views

Genau das hatten sie vermutet und auch entdeckt und sprachen nur das, was sie für opportun hielten.

Das mag durchaus sein, schließlich waren sämtliche Geheimnisträger im Dritten Reich geschult worden, was Spionage-Angriffe bedeuten und wie sie evtl. vonstatten gehen. Und wenn unter den abgehörten Wissenschaftlern dennoch Zivilisten gewesen sein sollten, die nie ins Kino gegangen waren, die noch unerfahren waren, wurden diese unter Garantie von denen, die militärische Ränge hatten, rechtzeitig ins Bild gesetzt.

Es geht aber weiter: die US-Geheimdienste hatten ja auch weitere Quellen, als nur die, die in Farm Hall zusammengesperrt waren. Gute Geheimdienstarbeit zeichnet sich nunmal dadurch aus, daß man verschiedenste Quellen abschöpft und dann nach Gemeinsamkeiten in deren Aussagen sucht. Daneben kommen hervorragende physikalische Kenntnisse zum Zuge, die die Spreu vom Weizen zu scheiden gestatten, was an bestimmten Aussagen wahr sein kann und was Fehlinformation sein muß. Nur den verbleibenden Graubereich muß man dann noch abklären.

Heisenbergs Rolle und die anderer dürfte daher schon ziemlich klar erkannt worden sein, bevor diese Zusammenkunft künstlich arrangiert wurde.

Edward Teller wiederum war einer, der, anders als viele andere am Manhattan Project beteiligten Wissenschaftler, danach nicht wieder ins Zivilleben zurückkehrte, sondern sich zeitlebens mit der 'Verbesserung' der Atombombentechnologie befaßte. Er gehörte zu einem der Geheimnisträger mit der höchsten 'Clearance' in den USA seinerzeit. Gerade er hat daher nur das gesagt, was zu sagen ihm erlaubt und aufgetragen war.

Selbst zum Kriege 1870/71 sind noch nicht alle Archive restlos zugänglich, warum also zu Vorgängen um das Jahr 1945?

Siehe auch:

- Die Nacht der Physiker: Heisenberg, Hahn, Weizsäcker und die deutsche Bombe

- Heisenbergs Krieg - Die Geheimgeschichte der deutschen Atombombe

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Literatur-/Produkthinweise. Alle Angaben ohne Gewähr! - Leserzuschriften

Hinweis an die Rechtschreibkorrektur

Rotweintrinker @, Montag, 13.02.2017, 11:49 vor 2852 Tagen @ Rotweintrinker 3105 Views

Sie wäre zerlegt und untersucht worden und man hätte erkannt, dass der
Gegner eine verheerende Kernspaltung geplant, also für möglich gehalten
hatte.

In meinem Originaltext hatte ich vor das 'und man..' ein Komma gesetzt.
Sie fühlten sich (wieder einmal) unter Missachtung der gültigen Rechtschreibregeln zur Korrektur bemüßigt. Siehe Duden (26.Aufl.) S.76,
K 119 (2.)! Es verwundert also nicht, dass Sie die wirklichen und so störenden
Rechtschreibfehler, nämlich die ständige Verwechslung von 'das' mit 'dass', offensichtlich nicht zu entdecken vermögen und daher unkorrigiert durchgehen lassen.
Übrigens habe ich den Verdacht, mein Pseudonym verleitet Sie zu der Annahme, mich besonders wachsam editieren zu müssen. Wussten Sie, dass Goethe -- nein, nein, keineswegs möchte ich mich mit ihm vergleichen -- pro Tag mindestens zwei
Flaschen Wein zu leeren pflegte?

Trunken müssen wir alle sein!

Oblomow, Montag, 13.02.2017, 14:59 vor 2852 Tagen @ Rotweintrinker 3097 Views

Wussten Sie, dass
Goethe -- nein, nein, keineswegs möchte ich mich mit ihm vergleichen --
pro Tag mindestens zwei
Flaschen Wein zu leeren pflegte?

Man könnte natürlich fragen, was aus Goethe erst geworden wäre, wenn er nix getrunken hätte.[[freude]]

Über Goethen und den Wein:
http://www.myheimat.de/muenchen/kultur/goethe-und-der-wein-zur-diaetetik-und-historisch...

Schöner Artikel über Kreativität und Drogen:
http://www.zeit.de/1975/06/man-muss-immer-trunken-sein

Wohl bekomm's!

Goethe und der Wein

Rotweintrinker @, Montag, 13.02.2017, 16:37 vor 2852 Tagen @ Oblomow 3023 Views

Man könnte natürlich fragen, was aus Goethe erst geworden wäre, wenn er
nix getrunken hätte.


Hätte er nur eine statt zwei Flaschen pro Tag getrunken, hätte er sicher
doppelt so viel geschrieben und wäre doppelt so alt geworden!

Und hätte er nix getrunken, wir hätten sicher gar nichts von ihm gehört.

Prost!

Sollen vs. Können

Julius Corrino @, Sur l'escalier des aveugles, Samstag, 11.02.2017, 23:51 vor 2853 Tagen @ Blum 4226 Views

Im Gegenwärtigen Deutschlandâ„¢, also dem Deutschland von BER, Elbphilharmonie, Stuttgart 21 und Co., kommt man gar nicht mehr soweit, mit Atomwaffenplänen erst an der Souveränitätsfrage zu scheitern.

--
Ainsi continue la nuit dans ma tête multiple... elle est complètement dechirée... ma tête.
- Luc Ferrari

Mit dem Atomausstieg ist das hinfaellig

CalBaer @, Sonntag, 12.02.2017, 20:47 vor 2853 Tagen @ Blum 3444 Views

Atomkraftwerke fuer "friedliche Zwecke" sind nichts anderes als die Grundlage einer Nuklearmacht. Fuer die Atombombe braucht man eine Atominfrastruktur von Lehre und Forschung bis hin zu einer Industrie, die mit radioaktiven Elementen umgehen kann. Jeder Staat, der heute eine Nuklearmacht darstellt, besitzt auch eine groessere "zivile" Atomindustrie, denn nur diese liefert die Fachkraefte, das Know-How und die Zulieferindustrie, welche zum Aufbau und Erhalt notwendig ist. Natuerlich kann man Atomwaffen importieren, nur ist man damit keine Nuklearmacht, sondern nur eine Militaerbasis fuer Atomwaffen.

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Noch haben wir die Leute und die AKWs und auch noch das Wissen in den Unis ...

Blum @, D, Sonntag, 12.02.2017, 21:47 vor 2853 Tagen @ CalBaer 3393 Views

... und wir haben eine Menge Opportunisten, die nach der Wende 1 und 2 und 3 noch eine vierte hinlegen könnten.

Langfristig gesehen hast Du natürlich Recht damit. Und die wenigen Originalzitate, wenn sie denn so stimmen, sind auch zurückhaltend und gestaltungsoffen formuliert, was die direkte und die indirekte deutsche Beteiligung am "Wir sind Nuklearmacht" betrifft.

Hoffentlich wird dieser Faden mit Fakten im Umfeld der Sicherheitskonferenz angereichert.

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Augstein passt dazu, aber auch Franz Alt - die Deutsche Bombe kommt - kommt nicht?

Blum @, D, Freitag, 24.02.2017, 17:27 vor 2841 Tagen @ Blum 2842 Views

bearbeitet von unbekannt, Freitag, 24.02.2017, 17:55

DT hat in einem neuen Thread den Herrn Augstein zitiert. Aber hierher gehört der Artikel.

Die Vorbereitung läuft ja schon an. Zuerst wird ein Budget zugesagt, das hat Merkel schon mal öffentlich getan. Danach wird vielleicht darüber nachgedacht, wer das Geld bekommt, wenn man es nicht schon weiß, und dann wird irgend etwas getan, was dann vielleicht Jahre später einen Aufschrei erzeugt. Bin gespannt. Geld verschwenden können wir ja.

Franz Alt schreibt auch zur Bombe und freut sich, dass wir in Kürze ja keine AKWs mehr hätten. Deshalb:

"Der Traum von der deutschen Atommacht ist endgültig ausgeträumt und der Welt wird nichts fehlen. Die Welt muss atomwaffenfrei werden. Wir Deutsche haben schon mal einen Anfang gemacht."

Wir machen den Anfang beim Wind- und Sonnennutzen, beim Auto, in der Chemie, bei den Robotern, dem MP3-Komprimat usw. Fragt sich, was die anderen machen, wenn wir anfangen und uns dann alles aus der Hand nehmen lassen. Baut man Waffen, um sie aus der Hand zu geben?

Was aber zur Kriegsmaschinerie passt aus der libertären Sicht. Dem "Schafft die FED-ab!"-Ron Paul:
Kriegsausgaben nehmen der Leute Essen weg. So ist es.


Edit: Franz Alt dazu und Texte etwas geändert - weil es mir gefiel - und ich es - noch - konnte.

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