Deine Ausführungen zu Eigenkapital und Mindestreserve

paranoia, Die durchschnittlichste Stadt im Norden, Dienstag, 11.02.2025, 21:44 (vor 38 Tagen) @ Fidel942 Views
bearbeitet von paranoia, Dienstag, 11.02.2025, 21:55

Hallo paranoia

Eigenkapital ist mehr als bilanzierte € Einheiten.....unterliegt alles dem Marktpreis.

Eigenkapital ist die Residualgröße, die verbleibt, wenn Du von den Bilanzwerten der Aktiva die Bilanzwerte der Schulden abziehst.
Das Eigenkapital ist eine rein rechnerische, aber wichtige Größe.

Die Mindestreserveanforderung bewegt sind unterhalb der ausgewiesenen Bankeneigenkapitale.

Was soll das heißen? Oh je.
Mindestreserve anforderungen sind ein ein Steuerungsinstrument von Zentralbanken.
Banken müssen in Abhängigkeit von ihren Refinanzierungsinstrumenten kurzer Fristigkeit (Laufzeit <= 2 Jahre) Sicht- und Termineinlagen, Repos und Schuldverschreibungen Einlagen bei der Zentralbank unterhalten. Diese Liquiditätsanforderungen müssen sie im Monatsdurchschnitt erfüllen.
Dieser geforderte Liquiditätsbetrag steht im Monatsdurchschnitt nicht für Zahlungen zur Verfügung.

Das Instrument der Mindestreserve hat nichts mit dem Thema Eigenkapital zu tun. Es ist ein Liquiditätsinstrument mit dem verhindert werden soll, dass Banken ihren Betrieb mit minimalen Liquiditätsbeständen führen.

https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/geldpolitik/mindestreserven/mindestreserven-602268

Die Mindestreserve ist eine von mehreren einzuhaltenden Nebenbedingungen bei der Führung eines Bankbetriebs.


"Wie wird denn der Kauf oder Verkauf einer Staatsanleihe gebucht?!"

Hinterlegt eine GB die Mindestreserve in Staatsanleihen

bei der EZB bzw. Bundesbank nicht möglich. Es handelt sich ja auch schließlich um ein Instrument, die Liquidität von Banken sicherzustelle.
Die Hinterlegung von Wertpapieren zur Erfüllung von Mindestreservevorschriften ist unsinnig, weil sie keine Bank daran hindern kann, minimale Liquiditätsbestände vorzuhalten.

auf ihrem Konto bei der ZB,
kauft sie die Anleihen über das Konto-Bank und bucht Anlagevermögen-immateriell-Finanzanlage (aktiv).

Der Kauf von Wertpapieren, hier Anleihen, durch die Bank ist bilanziell ein erfolgsneutraler Aktivtausch. Dem Depot, das die Bank bei CBF (Clearstream Banking Frankfurt, früher Kassenverein) fließen die Anleihen des Verkäufers zu.
Auf dem Zentralbankkonto fließt die dafür benötigte Liquidität ab.

Dass die Bank natürlich Transaktionsgebühren an einen Broker, eine Börse oder einen Handelsplatz zahlt (womit die Transaktion minimal verlustträchtig wird) lasse ich hier unter den Tisch fallen.
Das ist für das Verständnis nicht notwendig.

Bilanziell erscheint die Anleihe je nach Anschaffungszweck im Handelsbestand oder im Anlagevermögen und macht die Bank reicher, was aber durch den Liquiditätsabfluss vom Zentralbankkonto ausgegleichen wird.

Fidel, Du hast leider das Thema verfehlt.

Die Passivseite der Bilanz wird vom Eigenkapitalkonto belastet, weil man keine Reserve mit Fremdkapital bilden kann,

Wer soll das bestehen? Die Passivseite der Bilanz wird durch das Eigenkapital komplettiert.
Eigenkapital ist nichts anderes als eine Residualgröße - "net worth" bei Einzelpersonen.
Wer Schulden hat, muss zur Ermittlung seines Reichtums diese von seinen Vermögensgegenständen ("assets") abziehen.

Treten Verluste an Finanzanlagen ein, gibt es zur Gegenbuchung nur das Konto Eigenkapital - solange kein bail in geschieht.

Meines Wissens passiert das nur bei Wertpapieren, hier also Anleihen im Handelsbestand.
Tritt ein Verlust bei der Realisierung eines Buchverlusts durch Verkauf ein, erlöst die Bank weniger Liquidität als sie beim Kauf aufgewendet hat. In der doppelten Buchführung muss sich dieser Vermögensverlust auch auf der Passivseite der Bilanz niederschlagen. Der Liquiditätsverlust wird gegen ein GuV-Konto (Gewinn- und Verlustkonto) gebucht. Im Eigenkapital schlägt sich das bei Aufstellung einer Bilanz nieder, wenn die GuV-Konten zu Gunsten oder zu Lasten des Eigenkapitals geräumt werden.

Zitate überfliegen ist genau mein Humor, fast wie die Professoren Götter an Unis mit mRNA Zulassungsbedingung - als Überflieger.

Die Bildungsblase platzt nur an Unis und ihren Ablegern.
Läuft.

Den Passus verstehe ich nicht - muss ich auch nicht verstehen, denke ich.

Heinsohn (den ich von diesem Lapsus mal abgesehen inhaltlich sehr schätze) schreibt:

"kann man nicht aus einem Eigenkapital glattstellen, das ebenfalls aus Staatspapieren besteht, die ihrerseits um 5.000 gefallen"

Nix "Eigenkapital aus Staatsanleihen"!

Deflationsmechanismus, kurz erklärt:

Die Preise fallen. Die Unternehmen sind nicht mehr in der Lage, Produkte zu den erwarteten Preisen zu verkaufen. Die Schulden der Unternehmen schrumpfen jedoch nicht. Die Verbindlichkeiten haben eine nominale Höhe und einen Termin (irgendwie muss ich jetzt an Ashitaka/Ostfriese denken!).

Die Unternehmen können ihre Schulden nicht mehr bedienen und gehen pleite.
Beispiel aus der deutschen Geschichte: Hugo Stinnes, erst durch Inflationsspekulation reich geworden, dann durch Deflation fast vollständig "entreichert" [[hüpf]]

Die Banken, die den Unternehmen Kredit gegeben haben, erhalten keine Zinsen und Tilgung mehr.
Die Banken bilden Drohverlustrückstellungen (diese sind erfolgswirksam und vermindern das Eigenkapital) und zum Schluss buchen sie uneinbringbare Kredite aus (nochmals erfolgswirksam, wenn die Banken die Ausleihungen an kriselnde Unternehmen nicht schon vorher komplett abgeschrieben haben.

Das Eigenkapital der Banken schmilzt wie Schnee in der Sonne.

Um Kredite vergeben zu können, benötigen Banken aber Eigenkapital. Das Eigenkapital ist der Risikopuffer für Verluste im Geschäftsverlauf.

Zur Fortführung des Geschäftsbetriebs benötigen die Banken aber Eigenkapital, nicht nur aus naheliegenden ökonomischen Gründen, sondern auch, weil die Banken gesetzliche Eigenkapitalanforderungen erfüllen müssen ("Basel I" bzw. Nachfolgeregelungen).

Irgendwann reicht das Eigenkapital nicht mehr zur Erfüllung dieser wichtigen Nebenbedingung, genügend
Eigenkapital vorzuhalten. Schafft die Bank es nicht, neues Eigenkapital von Anlegern einzuwerben (Kapitalerhöhung), kann die Bank rekapitalisiert werden (z.B. im Rahmen eines EU-Beihilfeverfahrens)
oder muss abgewickelt werden. Bei der Abwicklung stellt sich dann heraus, dass die in der Bilanz angesetzten Werten zu optimistisch waren und die Gläubiger der Bank ihre Forderungen nur noch zum Teil befriedigen können.

Fazit: Da ist kein "Eigenkapital das aus Staatspapieren besteht"

Aber das ist Heinsohns Formulierung und gottlob ja nicht Deine... :-)
Ich hoffe, dass Dir und den anderen meine Ausführungen irgendwie weiterhelfen.

Gruß
paranoia

--
Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.


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