Die Religionen spielen schon eine wichtige Rolle, aber ich würde sie nicht überbewerten...

Andudu, Samstag, 05.10.2024, 12:25 (vor 31 Tagen) @ Kaladhor3191 Views

...schauen wir nur das hin- und her zwischen Frankreich und dem deutschen Reich an (Erbfeindschaft usw.)

Der Konflikt in Nahost ruht auf vier psychologischen Säulen:

a) dem Glauben der Juden von allen gehasst zu werden (den sie bewusst nach innen kultivieren), denn jemand der von allen gehasst wird, wird sowieso niemals in Frieden leben und muss auch keinerlei Rücksicht mehr nehmen

b) dem Ungerechtigskeitsempfinden der vertriebenen Araber/Palis, verstärkt durch ständige Demütigungen des bisher stärkeren Israel

c) den Religionen, die das alles überlagern und (zusätzlich!) jenseitige Rechtfertigung liefern, vor allem in der Orthodoxie (auserwähltes Volk vs. einzig wahrer endgültiger Prophet, Islamisten gegen ultraorthodoxe Juden)

d) dem Wissen darum, dass durch den Geburtenwettstreit die Ressourcen immer knapper werden (und man sie sich entsprechend rechtzeitig sichern muss)

Zum Vergleich: der Grund, weshalb Deutschland nicht in Dauerkonflikt mit Polen ist, wegen der Vertreibungen, dürfte hauptsächlich darin zu suchen sein, dass Deutschland einfach komplett am Boden war, vor allem demoralisiert und des Krieges vollkommen überdrüssig, aber viel wichtiger: das Restland schaffte es, die Vertriebenen zu absorbieren und nahtlos zu integrieren (was mit den Palästinensern leider nirgends passierte). Wirklich verziehen (im christlichen Sinne) hat man das Polen nie, es spielt aber auch jetzt keine Rolle mehr, weil wir sowieso nicht fruchtbar genug sind, als dass wir deswegen unbedingt altes Land zurückbräuchten.

Der Grundfehler in Nahost, ist in der Art der Schaffung von Israel zu suchen, das hatte ich ja schonmal ausgeführt. Selbige war psychologisch und demographisch teilweise naiv und hat schwere Fehler gemacht, die von internationaler Seite auch nie richtig erkannt, geschweige denn korrigiert worden sind. Man hat die Sache einfach laufen lassen, bis sie zu diesem eiternden Geschwür wurde, dass sie heute ist. Aber gut, hinterher ist man halt immer klüger...

Ansonsten stimme ich zu: ich sehe keinen Ausweg. Wenn Israel es nicht schafft, sich mit den Anrainern zu versöhnen und für sie nützlich, statt gefährlich zu sein (und aktuell ist es so weit davon entfernt, wie zuletzt vielleicht nach dem 6-Tage-Krieg), dann steuert es schlußendlich auf seine eigene Vernichtung zu. Denn es gibt keine ewigen Hegemone, jede Vorherrschaft bricht irgendwann...

Wie bei jedem Konflikt würden dann in erster Linie Zivilisten sterben, die weder Schuld tragen noch involviert werden wollten.

Ein unglaubliches und deprimierendes Drama, was dort passiert...


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