Hier wird also das Hohe Lied der römischen 'Freiheit' gesungen, die zur maximalen Unfreiheit Nicht-Roms führte. …

Ostfriese, Dienstag, 03.09.2024, 20:23 (vor 40 Tagen) @ ebbes3159 Views

Hallo ebbes

Die USA interessiert das Schicksal der Bürger der anderen Staaten nicht, sondern sie fragen sich nur in welcher Konstellation (bringen wir ihnen Wohlstand (Südkorea) oder lassen wir sie sich gegenseitig umbringen (Libyen)) sind unsere Ziele am besten zu erreichen.

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Das halte ich für Putins größten intellektuellen Fehler:
"Russland hat gelernt sich nicht in andere Staatsangelegenheiten einzumischen."
Das nutzt aber die USA mit geschätzten 100.000 Geheimdienstleuten gnadenlos aus und bringen "ihre" Leute an die Schnittstellen der Macht in unterschiedlichen Bereichen.

Paul C. Martins Beitrag bezieht sich letztendlich auf @Popeye Threaderöffnung, in der er die Veröffentlichung der University of Pennsylvania Museum über Steuern in der Antike Welt https://almanac.upenn.edu/archive/v48/n28/AncientTaxes.html verlinkt.

https://archiv.dasgelbeforum.net/ewf2000/forum_entry.php?id=137532 Re: Rom ist der feinste Beweis für meine These - nicht umgekehrt! verfasst von dottore, 11.08.2002, 14:49

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→ Hallo

'Im Vergleich zum alten Mesopotamien haben wir heute weniger unter Abgaben zu leiden als unsere Zeitgenossen in der Vorgeschichte', schreibt Dr. Tonia Sharlach, Forschungs-Assistentin für babylonische Geschichte am Archäologischen und Anthropologischen Museum der Universität Pennsylvania! Und nach Prof. Dr. David Silverman, Kurator für Ägyptologie ebendort, war auch im alten Ägypten den Menschen vom Pharao eine außerordentlich drückende Steuer-Bürde in Form von Natural-Abgaben und Fron-Arbeit auferlegt.

Ja.

Erst im alten Rom besserten sich die Dinge (zumindest zeitweise), schreibt Dr. Donald White, Kurator für die Mittelmeer-Kulturen am genannten Museum: 'Um 167 v. Chr. war der Römische Staat durch seine Eroberungen und die Tribute aus diesen Provinzen so reich geworden, daß man Steuern komplett abschaffte'.

Quod erat demonstrandum.

Um diese Zeit begann die 'goldene Epoche' Roms: Nur unterbrochen von Kriegszeiten entwickelt sich eine rege Geldwirtschaft, die Wirtschaftstätigkeit der Privaten blüht auf, Handwerke entstehen und private Geldverleiher, trotz ihres bösen Rufes in der Geschichte stets ein Motor der Wirtschaftsentwicklung, treten ins Blickfeld.

War ganz einfach, nachdem Rom durch seine unerhörten Raubzüge den nicht-römischen Rest der Welt ausplündern konnte.

Weiterer, perfekter Beweis dafür, dass sich rege Geldwirtschaft usw. erst nach den Macht- und Zwangstributsystemen entwickeln konnte.

Quod erat demonstrandum.

Verfolgt man diesen Ablauf von der Unterdrückung der Menschen durch Abgaben in Mesopotamien und Ägypten bis zur relativen Freiheit des Individuums im alten Rom, so scheint daraus hervorzugehen, daß der wirtschaftliche Wohlstand eines Volkes, der immer eine Folge einer differenzierten, arbeitsteiligen Produktionsweise ist, in dem Maße zunimmt, in dem die 'Herrschaft' den Menschen Freiheit gewährt; - vor allem natürlich Freiheit von drückenden Abgaben.

Das perfekte Macht-Modell! Die Römer konnten relativ frei sein, weil sie den Rest der Welt in völliger Unfreiheit hielten.

Nichts leichter als Freiheit von drückenden Abgaben, wenn sie ein anderer leisten muss!

Quod erat demonstrandum.

Bemerkenswert dabei ist, daß der wirtschaftliche Abstieg des Römischen Reiches an der Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert unter Diokletian begann, der - gemäß Dr. White - nicht nur (mit seinem berühmten Edikt) die Preise einfror, sondern auch wieder Steuern zu erheben begann. Meine Ergänzung https://almanac.upenn.edu/archive/v48/n28/AncientTaxes.html

Tja, die Macht dazu war nicht eingeschlafen. Nur jetzt musste sie nach innen wirken, nachdem von außen nichts mehr zu holen war.

Quod erat demonstrandum.

Wiederum also: In dem Maße, in dem die Freiheit der Bürger wieder beschnitten wird, nimmt auch die wirtschaftliche Aktivität ab; - bis zum Zerfall eines Weltreiches!

Warum wurde die Freiheit der Bürger beschnitten? Weil die Abgaben der nicht-römischen Menschen nicht mehr eintrafen.

Quod erat demonstrandum.

Und auch noch danach, während die rigiden Herrschafts- und Abgaben-Systeme des früheren Mittelalters existierten, erholte sich die Wirtschaft nicht, wie wir aus der Wirtschaftsgeschichte wissen.
Die Schlußfolgerung, die man daraus ziehen kann:
Es ist gerade umgekehrt wie dottore verkündet. Nicht die 'Macht' bringt die arbeitsteilige Produktionsweise und damit das Geld hervor, sondern im Gegenteil: die 'Macht' verhindert sehr weitgehend deren Entstehen und deren Entwicklung.

Die römische Macht und die der mittelalterlichen Herrscher, die ununterbrochen auf Raubzug waren, konnten perfekt auf Kosten derer leben, die sie ausraubten.

Erst, wenn die 'Macht' die Zügel lockerer läßt, entwickelt sich die Geldwirtschaft und blühen Handwerk, Gewerbe und Handel auf, so daß sich der Wohlstand der Menschen erhöht.

Es gab wohl kein perfekteres Ausplünderungssystem als das römische, siehe schon die Prozesse Ciceros gegen die damaligen Praktiken (in Verrem usw. https://de.wikipedia.org/wiki/Reden_gegen_Verres#:~:text=Als%20Reden%20gegen%20Verres%2... ). Die Zügel im Ausbeuterstaat lockern, während sie gleichzeitig in den ausgebeuteten Staaten bis zum Äußersten gestrafft werden? Ich darf an die zahlreichen Aufstände gegen Rom erinnern (Mithridates, die Juden, usw.). Der Bankier Brutus (Caesar-Mörder) verlangte 48 % Zinsen p.a. - in Kleinasien, siehe Cicero.

Ein wirklich rege Geldwirtschaft!

… Ein höchst bemerkenswertes Geschichtsbild. Es passt auch bestens in die Gegenwart. Man ersetze nur das Wort Rom durch andere Wörter (reicht von USA bis zur nächsten Generation).

Oder?

Gruß!

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Gruß - Ostfriese


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