Jürgen Habermas

Ostfriese, Samstag, 16.03.2024, 17:20 (vor 263 Tagen) @ Reffke2535 Views
bearbeitet von Ostfriese, Samstag, 16.03.2024, 17:25

Hallo Reffke

Im 8-minütigen dritten Beitrag

https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/israel-und-palaestina-ein-hilferuf-von-ofer-waldm...

der Kulturzeit auf 3sat am 14.03.2024 begibt sich der Kulturhistoriker Philipp Felsch in seinem neuen Buch auf die Spur der Gedankenwelt des - von ihm immer kritisch gesehenen - Philosophen Jürgen Habermas, den er bisher pflichtschuldig zur Kenntnis nahm - bis er ihn für ein Buch in seinem Haus in Starnberg besuchte und ihm klar wurde, wie sehr der 94-Jährige deutsche Mentalitätsgeschichte geprägt hat.

Felsch Eindruck von Habermas in Starnberg war eine merkwürdige Mischung aus Kosmopolitismus und Provinzialität, aus Universalismus und Partikularität und insofern personifiziert er in gewisser Weise die Ideengeschichte dieses Landes bzw. auch ein gewisses Selbstbild der Bundesrepublik.

Ich zitiere Felsch wörtlich:

Die Tatsache, dass unsere Verständigungsverhältnisse, wie Habermas das auch immer wieder formuliert hat, prekär sind, dass sie fragil sind, dass gepflegt werden müssen, dass sie nicht selbstverständlich sind: Das ist möglicherweise auch ein biographisches und existenzielles Problem bei ihm.

In einer Kultur, die lange Zeit die Tugenden oder Untugenden des Obrigkeitsstaates bewahrt hat, die sich hier von der Auseinandersetzung mit der Kompromissbildung, der Verständigung, der Diskussion und der Argumentation einspielt. Habermas hat diesen kulturhistorischen Lernschritt zu einem philosophischen System veredelt.

Wenige Tage nach dem Tod von Benno Ohnesorg im Juni 1967 erklärt Habermas auf einem Kongress in Hannover, welche Vorzüge die studentische Opposition habe, nämlich: …, dass sie Sensibilität für Unterdrückung und für die Verletzung auch Verletzbarkeit des Menschen und ich meine einzelnen Menschen und soziale Klassen zu einer politischen Kategorie erhebt.

Darauf Rudi Dutschke:

Prof. Habermas, Ihr begriffsloser Objektivismus erschlägt das sich zu emanzipierendes Subjekt. Es ist für uns klar geworden, dass die etablierten Spielregeln dieser unvernünftigen Demokratie nicht unsere Spielregeln sind.

Habermas sofortige Entgegnung

Ich bin der Meinung, er hat eine voluntaristische Ideologie hier entwickelt, die man im Jahre 1848 Rousseauschen Sozialismus genannt hat und unter heutigen Umständen linken Faschismus nennen muss.

ist m.E. inhaltlich identisch mit der berühmten Aussage des Schriftstellers Ignazio Silone:

Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.

Wenn es um Krieg und Frieden geht, so scheint es, bleibt Habermas dem moralischen Haushalt der alten Bundesrepublik verhaftet.

Felsch weiter:

Das ist für Habermas tatsächlich eine Zeitenwende, die ihn zutiefst schockiert und wo er einem Verständnis von Politik für das eben kriegerische Auseinandersetzung als Mittel längst obsolet geworden sind, auf einmal in Gefahr sieht. Zugleich sieht er aber auch den internationalen Glaubwürdigkeitsverlust der USA als wertgeleitete Ordnungsmacht. Insofern war ich bestürzt bei meinem 2. Besuch im Sommer 2023 also noch vor dem 7. Oktober wie düster und wie - ja fast - fatalistisch Habermas in unsere politische Zukunft blickt.

Alles was sein Leben ausgemacht hat, gehe gegenwärtig Schritt für Schritt verloren hat Habermas P. Felsch gestanden.

Wo soll das enden???

Im zunehmenden Faschismus, den Habermas schon 1967 vorausgesehen hat.

Gruß - Ostfriese


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