Wie kann denn die AfD ohne eine ausreichende Mitgliederbasis die aktuell hohen Umfragewerte in die Kommunalparlamente tragen?

Plancius, Donnerstag, 21.09.2023, 16:16 (vor 440 Tagen)3163 Views
bearbeitet von Plancius, Donnerstag, 21.09.2023, 16:20

Hier in M-V ist die AfD zur Zeit in den Umfragen mit 32% die mit Abstand stärkste politische Kraft vor der SPD und CDU. Trotz dieses enormen Zuspruchs in breiten Teilen der Bevölkerung ist die AfD nach wie vor sehr mitgliederschwach. Obwohl es zur Zeit viele Neueintritte in die Partei gibt, ist der Mitgliederstand immer noch unterhalb der Meuthen-AfD, wo sich nach seinem Abgang ca. 1/3 der Parteimitglieder verabschiedet haben.

Nun sind im Frühjahr nächsten Jahres u.a. in M/V Kommunalwahlen.

In unserer mecklenburgischen Kleinstadt wie auch in den benachbarten 2 Kleinstädten gibt es genau Null Parteimitglieder. Selbst in den Mittelstädten, wo es kleinere Ortsgruppen gibt, besitzen viele Parteimitglieder für ein kommunales Mandat nicht die nötige Kompetenz. Sie stammen aus einem Milieu, wo sie den routinierten Mandatsträgern der Altparteien nicht das Wasser reichen können. Das fängt beim Verständnis eines Haushaltsplans mit einzelnen Titeln an und hört bei der Artikulation in einer Rede oder dem Abfassen eines Antrags auf.

Der AfD fällt es schwer, sich auf kommunaler Ebene im Bürgertum zu verankern. Während es um Bundestags- und Landtagsmandate eine Hauen und Stechen gibt, finden sich für kommunale Mandate, wenn überhaupt, häufig nur Leute, die allesamt nichts zu verlieren haben, wenn man Glück hat, ist es ein Rentner bzw. Pensionär mit einem bürgerlichen Bildungshintergrund, wenn nicht dann ein Berufstätiger, der auf einer unteren Position beschäftigt ist und nichts zu verlieren hat oder ein Transferleistungsempfänger.

AfD-Sympathisanten aus dem Bürgertum in angesehenen beruflichen Positionen und einem ausgezeichneten Leumund in der Kommune sind so gut wie gar nicht für ein kommunalpolitisches Engagement zu gewinnen. Zu stark ist die Angst, all das zu verlieren, was man sich im Leben aufgebaut hat. Und dann der abzusehende Krach mit Ehefrau und Familie, warum man wegen 30 EUR Sitzungsgeld seine bürgerliche Existenz aufs Spiel setzt.

Wie kann die AfD unter solchen Bedingungen überhaupt in der Breite aktiv werden?

Es ist ein wahres Dilemma für die Partei. Einerseits muss man viele mögliche Sitze in den kommunalen Parlamenten unbesetzt lassen oder sie werden aus Mangel einer ausreichenden Mitgliederbasis zum Teil mit ungeeigneten Mandatsträgern besetzt, die dann die AfD in den nächsten Jahren in Verruf bringen können.

Gruß Plancius

--
"Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand." ARTHUR SCHOPENHAUER


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung