Meine Erinnerung dazu

Rheingold2, Mittwoch, 30.08.2023, 10:07 (vor 381 Tagen) @ Olivia1305 Views

Ich war auf einem der wenigen noch staatlichen Gymnasien. Mein Latein- und Griechischlehrer war auch der Klassenlehrer des geschlossenen Klassenverbandes (ganz so wie von Erich Kästner beschrieben). Er führte seine discipuli von der Sexta bis zur Erlangung der Reife (Klassenlehrer wurden nicht gewechselt)

In der gesamten Zeit kam er nicht einmal zu spät, noch hatte er Fehltage. Er betrat den Klassenraum, wie standen geschlossen auf, er sagte "Saluti discipuli", wir antworteten im Chor "Salve magister", er: "Seate!" Wir setzten uns.

Wir waren elf, wir schreiben 1972, irgendeiner hatte rausbekommen, dass unser Oberstudienrat Geburtstag hat. Wir hatten also Geschenke vorbereitet, meist selbstgemalte Kinderbilder.

Als wir dann unsere Geschenke abgeben wollten, erklärte er, dass er als Beamter des deutschen Staates keine Geschenke annehmen dürfte, das könne als Bestechnung gewertet werden. Wir: "Heul! Schnüff!"

In der Zeit war es in vielen Familien noch üblich, dass der Familienvater mittags seine Pause bei seiner Familie verbrachte für das Mittagessen nach der Schule. Seine Aufgabe war es, den von der Mutter angerichteten Braten anzuschneiden und gerecht unter allen zu verteilen.

Ich bin mir sicher, dass viele der Kinder den Herrn Vater dann fragten, was das Fremdwort "Bestechung" denn bedeuten soll und warum man keine selbstgemalten Bilder verschenken darf. (Ich natürlich auch) :-)

Versunkene Welten.


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung