Das Verlassen der Komfort-Zone ist unerwünscht.
Meine Beobachtungen in diesem Bereich sind ähnlich, jedoch bin ich nicht schlüssig, ob es Lethargie ist, oder schlicht den Vorstellungshorizont der meisten Menschen übersteigt, dass die gewohnte Grundversorgung schneller als gedacht weg sein könnte.
Man muß in diese Betrachtung mit einbeziehen, dass den wenigsten Menschen der Aufbau, Funktion und mögliche Verletzlichkeit des Systems geläufig ist - somit sind sie blind für diese Ausfall-Szenarien.
Auf der einen Seite waren größere Ausfälle bisher selten und mit ein, zwei Ausnahmen zeitlich auch wieder schnell behoben.
Die Betroffenen des Schneechaos im Münsterland mögen diesbezüglich anders sensibilisiert sein, aber für Otto-Normalverbraucher hat die Grundversorgung bisher immer funktioniert und es war nie anders. Warum also unangenehme Gedanken hegen, dass sich dieser Zustand ändert? Das erzeugt Angst und die wird gerne vermieden.
Hinzu kommt ein Aspekt, den ich beruflich erlebt habe, da ich selbst über zehn Jahre für ein Unternehmen die Notfallplanung inne hatte:
Risiken werden gerne konservativ betrachtet und deren Eintrittswahrscheinlichkeit auf "sehr selten" bis "selten" geschoben, da alles andere Investitionen für diesen Fall hinter sich her ziehen würde. Im Privatbereich mögen ein paar 11kg Gasflaschen noch irgendwie in die kommenden Grill-Events der nächsten Sommer integrierbar sein, aber für was in Gottes Namen der Kauf von Wasserfiltern oder "Dosenfraß" der zusätzlich Geld kostet und irgendwo auf einem Regal vor sich hin gammelt? Da sträuben sich die meisten dagegen.
Auch hat sich mit dem Bau moderner Häuser, die keinen Keller mehr haben die Versorgungsphilosophie "Von der Hand in den Mund" etabliert und das Bilden eines Vorrats wird nicht mehr in Erwägung gezogen, da es an Platz mangelt und der Supermarkt um die Ecke ohnehin immer gut bestückt ist.
Damit sich hier jemand bewegt, muß erst einmal die Erkenntnis ins Bewußtsein dringen, dass ein Blackout oder eine andere Katastrophe sehr wohl im Bereich des Möglichen und Wahrscheinlichen liegt und der Verlass auf das THW ein besseres Feigenblatt ist - außer es wäre ein punktuelles Katastrophenereignis.
Man kann die Menschen in seinem Umfeld drauf ansprechen, sensibilisieren, aber das endet leider zu oft in Abwinken, Beschwichtigen und Verdrängen.
Ich denke dass ich bisher mit rund 20 Leuten über das Thema gesprochen habe, weil es sich aus den ganz normalen Unterhaltungen zu Politik und Gesellschaft und der Lage unseres Landes ergeben hat - ganze drei sahen sich veranlasst die Thematik als für sich relevant aufzufassen, einer nahm es selbst in die Hand Vorsorge zu betreiben und es gibt einen immer wieder stattfindenden Dialog, was noch zu tun sei, was man noch kaufen könnte und ich bin geneigt zu sagen, dass diese Person mittlerweile recht krisenfest ist. Zwei andere wollten sogar ein schriftliches Konzept haben, was ich auch abgefasst habe; eine Person davon hat zu meiner Freude es weitestgehend umgesetzt, die verbliebene Person hat zaghaft für Konserven, Belechtung und Flaschengas gesorgt.
So weh es tun mag - wer das Risiko als vernachlässigbar einstuft und damit auf die Nase fallen sollte, weil ein Notfall oder Katastrophenfall eintritt, vollzieht den Prozess des Lernens mittels Schmerz.
Große Lust auf Predigten habe ich nicht mehr, die Leute sind anderweitig beschäftigt und wünschen keine Besudelung ihrer Komfortzone mit Weltuntergangs-Szenarien, die ihnen den Tag ruinieren und auch noch in Sonderausgaben gipfeln.
Gruß, Fairlane