Um zum letzten Satz zu kommen: Ja, da fehlt mir das Verständnis.
Gib einem Juristen oder einem Anfänger auf diesem Gebiet die Themenstellung:
Versuche, die Hexenverbrennungen im Sinne der Strafrechtsordnung in ein positives Licht zu rücken.
Dann hättest Du dafür einen 1er bekommen. Den hättest Du Dir dann auch verdient.
Du versteifst Dich auf die Zeiteneinteilung. Ja, genau genommen fanden die Hexenverfolgungen zum Beginn der Neuzeit statt. Aber das Denken bei den Leuten war damals noch mittelalterlich, ähnlich wie bei der Pest. Es gibt keine Zäsur zwischen Spätmittelalter und Neuzeit, das erfolgte fließend.
Wenn Du die Hexenverfolgungen als Prädikat der Aufklärung bezeichnest, dann habe ich das alles, was ich bisher gelesen habe, falsch verstanden, einschl. Erasmus von Rotterdam, eine prägnante Figur der Aufklärung. Genauso wie die Legitimität des Hexenhammers. Ein Auszug daraus:
Als Hexenhammer bezeichnet man ein literarisches Werk des Dominikanermönchs Heinrich Kramer (1430-1505) zur Legitimation der Hexenverfolgung. Das Werk gilt als eines der verheerendsten Bücher der Weltliteratur und hat mit großer Wahrscheinlichkeit Tausenden von Menschen den Tod gebracht. Von seiner ersten Auflage im Jahr 1487 an wurde das Buch ein mächtiges Instrument für die Inquisitoren. Es legitimierte die Hexenverfolgungen und diente als Anleitung zur Überführung und Verurteilung von vermeintlichen Hexen. Kramers Buch traf Ende des 15. Jahrhunderts den Nerv der Zeit. Denn es brach eine große Kältewelle über Mitteleuropa herein. Extrem kalte und lange Winter verursachten eine Lebensmittelknappheit, selbst die grundlegenden Nahrungsmittel wurden ausgesprochen teuer, so dass große Bevölkerungskreise verarmten oder hungerten. Für derlei Klimaveränderungen oder auch Krankheiten wie die Pest wurden dann immer wieder Hexen verantwortlich gemacht, die mit ihrem "Schadenszauber" der Bevölkerung zusetzen wollten. Der Hexenhammer von Heinrich Kramer wurde bis 1669 insgesamt 29 Mal aufgelegt. Aber schon zu seinen Lebzeiten gab es Widerstand gegen das Buch. Unter anderem verspottete Erasmus von Rotterdam (1466-1536) – einer der größten Humanisten jener Zeit - den Autor und den Inhalt seines Buches.
https://www.alemannische-seiten.de/wissen/hexenhammer.php
Kramer war übrigens kein Protestant nach Luther, er war ein katholischer Mönch.
Du schreibst:
Die geschah nicht einfach so, der Staat wurde auch nicht von sich aus tätig, sondern es bedurfte einer Anzeige.
Aber in der gesamten weiteren Abhandlung hast Du eines überhaupt nicht erwähnt, nämlich das Denunziantentum, das typisch für das mittelalterliche Denken war. Der Denunziant hat das Verfahren gegen eine Hexe oder einen Hexer eingeleitet, und er war auch zu einem gewissen Prozentsatz am eingezogenen Vermögen des Beschuldigten beteiligt.
Damit komme ich zu einem Kernproblem der Deutschen: Das Denunziantentum.
As wir zur Weihnachts-/Silvesterzeit 2020/2021 und auch im nächsten Jahr bei uns im Zentrum unserer Stadt, wo man offiziell diese Feiern verboten hatte (nur im engsten Familienkreis, mit x Personen) bei uns im Haus mit ca. 15 - 20 Personen bis in die frühen Morgenstunden gefeiert hatten, vor allem mit den Jungs und Mädels meines Jüngsten, mit voller Lautstärke der Boxen Musik, und da die Kerle auch geraucht haben, mit gekippten Fenstern, glaubst Du, da hätte sich jemand aus der Nachbarschaft dafür interessiert?
Mach das mal in Deutschland, innerhalb von maximal 10 Minuten ist das Ordnungsamt an der Türe und klingelt. Warum: Weil Dich jemand aus der Nachbarschaft angezeigt hat.
Dieses Denunziantentum hat sich aus der Zeit des Mittelalters bis in die heutige Zeit tapfer gehalten, aber nur bei den Deutschen. Und erzähl mir nicht, das wäre ein Element der Aufklärung.