Sehr gute Analyse, Andudu.
Der Begriff "bornierter Besserwisser" trifft es, glaube ich, ganz gut. Ich selbst erkenne eine gute Portion "bornierter Besserwisser" in meinem eigenen Charakter.
Weshalb aber tun sich die Deutschen besonders schwer mit dem Differenzieren? Die Sprache leistet sicherlich ihren Beitrag. Wir sind an Eindeutigkeit der Sprache gewöhnt, an klare Kategorien. Etwas gehört entweder in die eine oder in die andere Kategorie. Abstufungen dazwischen fallen uns offenbar schwer. Putin ist entweder ein Satan oder ein Heiliger. Dass er einfach nur ein Mensch mit Stärken und Schwächen sein könnte, bereitet offenbar mentale Schwierigkeiten.
Klar ist, dass sich diese unsere Schwäche wunderbar ausnutzen lässt, um künstliche Spaltlinien entlang beliebiger Kategorien in die Bevölkerung zu treiben. Jude vs. Arier oder Geimpfter vs. Querdenker, kein anderes Volk lässt sich so leicht in verfeindete Fraktionen spalten wie die Deutschen. Keines hasst die jeweils andere Fraktion mit solcher Inbrunst. Denn allein die Tatsache, dass jemand sich für eine andere Fraktion entschiedenen hat, führt dem Deutschen die eigene Fehlbarkeit vor Augen, und das erträgt er nicht gut.
Daher kann ich nur Erleichterung empfinden dafür, dass die Deutschen nun den Weg in die ökonomische und machtpolitische Bedeutungslosigkeit eingeschlagen haben. Glücklicherweise haben die Jahre der McKinseyierung die Bundeswehr in praktisch vollständiger Kampfunfähigkeit zurückgelassen, so dass wir in den kommenden Jahrzehnten keine Gefahr für unsere Nachbarstaaten darstellen werden. Nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn die Grünen mit einer schlagkräftigen Armee in Europa auf Klimakreuzzug gingen.
Hasse ich den Deutschen mehr als jeder Ausländer? Nein, keineswegs. Aber ich habe in den vergangenen drei Jahren gelernt, ihn zu fürchten.
Gruß,
Naclador
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"Nur die Lüge benötigt die Stütze der Staatsgewalt. Die Wahrheit steht von alleine aufrecht."
Thomas Jefferson