Die Frage, ob es eine 'Lügenpresse' …

Ostfriese, Samstag, 16.09.2017, 22:05 (vor 2634 Tagen) @ Reffke2579 Views

Hallo Reffke

… gibt, ist nicht entscheidbar.

Die von Jens Wernicke gestellten Fragen: "Warum tue ich mir das eigentlich immer noch an? Warum schaue ich nach wie vor fern und lese täglich die Nachrichten?" beantworte ich für mich mit: "Ich nicht!", wie aus einigen meiner Beiträge im Forum hervorgeht – und ich fahre gut damit. Mein Satz: "Jeder simuliert … – einem 'punktum' und 'Choc' – … verändern lässt." ist nur als Ergebnis meiner Beschäftigung mit der Simulationsmoderne zu verstehen.

Es ist zu konstatieren, dass nichts politisch Reales außerhalb medialer Zeichensysteme – Sprache, Text, 'Erweiterte Realität' – mehr existiert. Mediale Zeichen verweisen nicht mehr auf einen Referenten, sondern ausschließlich auf andere Zeichen und werden damit zu Simulacra. Die Wahrnehmung der sozialen Welt außerhalb der Medien wird dadurch extrem verunsichert, Realität ist das Ergebnis zuvor bestehender Medialität. Mit der Verbreitung elektronischer Massenmedien wirkt die Simulation als Motor gesellschaftlichen Wandels und erzeugt ein neues Zeitalter. Die Medien konstituieren das Bild der Realität und diese Realität fließt wiederum zurück in die Medien – zur Erzeugung einer Hyperrealität. Es findet ein Ablösungsprozess des Signifikats von dem Signifikanten statt – ihre Beziehungen zueinander werden willkürlich.

Die von Jens Wernicke aufgeworfene Frage: "Was genau läuft hier so absolut schief?" findet ihre Antwort im Konstruktivismus einer Philosophie von Baudrillard: "Nichts". Baudrillard auf Seite 30: "Simulation ist jener unwiderstehliche Ablauf, bei dem die Dinge so miteinander verkettet werden, als ob sie einen Sinn hätten, während sie eigentlich nur durch eine künstliche Montage und durch den Unsinn organisiert werden." – siehe auch meine drei schon erwähnten Beispiele. In der Simulationstheorie haben wir eine Theorie der Gesellschaft mit einer Theorie der Wahrnehmung des Individuums vorliegen. Die Gegensatzpaare wahr/falsch, sinn/sinnlos, echt/gefälscht, real/imaginär, Original/Kopie oder Ursache/Wirkung müssen sehr überdacht werden. Phoenix5 schreibt auf Seite 421: "Objektives Wissen über eine Welt außerhalb unseres Ichs ist also in der Philosophie des Radikalen Konstruktivismus grundsätzlich nicht zugänglich und es kann auch gar nicht objektiv existieren."

Gruß â€“ Ostfriese


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