Dummheit oder eher doch Bequemlichkeit?
Hallo aprilzi,
ich beobachte schon seit etlichen Jahren, dass Auszubildende, die zu uns in die Abteilung kommen, immer weniger Ahnung vom PC haben - vor fünfzehn Jahren waren bei zwölf Azubis noch immer ein oder zwei dabei, die Teile ihrer Freizeit mit absonderlich anmutenden Dingen wie "einen Server" bauen verbrachten und nebst dem "Blech" auch noch die ganze Software selbst installierten...konfigurierten und sich richtig in das Thema reinsteigerten. Gelegentlich war auch mal in den folgenden Jahrgängen einer oder zwei dabei, die programmieren lernten - C oder eben Java, Linux benutzen und verstehen lernten - und dann kam irgendwann der große Umschwung. Smartphones eroberten den Markt, man mußte sich ganz offensichtlich nicht mehr mit einem Desktop oder Laptop herumschlagen; heute hat der eine oder andere noch so ein Teil daheim herumstehen, aber groß genutzt wird es nicht mehr, da das Smartphone ja alles kann - so die Aussagen der jungen User. Unser Betrieb nutzt IT, so wie es eben der Geschäftsbetrieb erfordert und wenn mal etwas entwickelt wird, dann in Notes oder Access, was zur Erfüllung der Aufgaben vollumfänglich reicht, aber selbst hier wird es auf längere Sicht niemanden geben, der von sich aus Interesse und Motivation an den Tag gelegt hätte es sich anzueignen.
Die Gründe sehe ich persönlich einerseits in Vorschriften, die es zunehmend schwieriger machen derartige Software im Rahmen des Freigabeverfahrens zum Einsatz zu bringen, andererseits aber auch stark in einer Mentalität der jüngeren Generation, dass man offenbar "alles" auf seinem Smartphone oder dem Firmenrechner hat, was man halt so braucht. Wie es jedoch entwickelt wird und wer das macht, scheint der Mehrzahl vollkommen gleichgültig zu sein und das sehe ich durchaus kritisch.
Sicherlich kann man immer einen Programmierer anwerben, aber die Fähigkeit kleinere Aufgaben auch selbst bewältigen zu können, geht Jahr um Jahr merklich verloren.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es Bequemlichkeit oder Dummheit ist; ich tendiere dazu es als eine Mischung aus Unwissenheit und Sorglosigkeit zu beschreiben, weil es scheinbar nicht an Problemlösungen mangelt, die halt irgenwer irgedwann einmal entwickelt hat - und damit ist scheinbar auch die Lust am Entwickeln, am Lernen und Verstehen solcher gewiss nicht einfachen Dinge abhanden gekommen.
Dass die Zukunft mit solchen Bequemen Geistern nicht besser ausschauen wird, versteht sich von selbst.
Dort wo das Leben noch etwas rauher ausschaut, sind derartige Zeitgenossen gerne am Meckern wie rückständig, altbacken und primitiv vieles ist, aber ihnen kommt nichtmal in den Sinn, dass gerade diese Umstände robustere Menschen hervorbringt, die oftmals eine umfassendere Sicht der Dinge haben und von Haus aus weniger in Bedrängnis geraten, wenn es darum geht eine Problemlösung zu finden.
Unser Fortschritt steht auf tönernen Füßen, wenn die nachrückenden Generationen sich auf den Errungenschaften der Macher ausruhen und nicht im Ansatz verstehen, was hier an Lernbereitschaft und Fachverstand investiert wurde.
Gruss, Fairlane